Gerade in der Berufswelt angekommen – und schon finanzielle Probleme? Welche Versicherungen wirklich notwendig sind, auf welche Berufseinsteiger verzichten können und warum einige Absicherungen direkt abgeschlossen werden sollten.
Den ersten Arbeitsvertrag in der Tasche, aber über Versicherungen noch keine Gedanken gemacht? Ein Fehltritt könnte teuer werden. Die folgenden Absicherungen sind für Berufseinsteiger wirklich notwendig und sollten zügig abgeschlossen werden.
Nicht jede Versicherung, zu der geraten wird, ist unverzichtbar. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen gibt Auskunft darüber, welche Versicherungen die eigene Existenz wirklich absichern und welche sich Berufseinsteiger sparen können oder gar Geldverschwendung sind.
Pflicht zur Krankenversicherung: Ohne sie geht nichts
Für Berufseinsteiger ist die Krankenversicherung keine Wahl, sondern Pflicht. Mit der ersten Ausbildung oder dem ersten Job muss entweder eine gesetzliche oder eine private Krankenversicherung abgeschlossen werden.
Berufseinsteiger, die vorher über die Eltern in einer kostenlosen Familienversicherung mitversichert waren, müssen dann selbst eine Krankenversicherung abschließen. Studierende können bis zum 25. Lebensjahr mitversichert werden.
Wenn keine Erwerbstätigkeit vorliegt, kann die Familienversicherung bis zum 23. Geburtstag geltend gemacht werden. Dann dürfen regelmäßige Einkünfte aber maximal bei 505 Euro im Monat liegen. Wenn Minijob-Einnahmen hinzukommen, liegt die Grenze bei 538 Euro.
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Privat oder gesetzlich krankenversichern?
Die gesetzliche Krankenversicherung ist in den meisten Fällen die beste Option. Nach einer abgeschlossenen Ausbildung und einer Neuanstellung in einem Unternehmen sind die meisten Berufseinsteiger direkt in der gesetzlichen Krankenversicherung pflichtversichert.
Freiberufler und Selbstständige können hingegen entscheiden, ob sie gesetzlich oder privat versichert werden wollen – wer jedoch in die private Krankenversicherung wechseln möchte, sollte diesen Schritt gut überlegen, rät die Verbraucherzentrale Niedersachsen. Ein Wechsel ist schwer rückgängig zu machen und hängt stark von Faktoren wie dem Einkommen, der eigenen Gesundheit und der zukünftigen Familienplanung ab.
Bei einem Beamtenstatus wird ein Teil der Behandlungskosten vom Land getragen und der Rest wird über die private Krankenversicherung abgedeckt.
Private Haftpflichtversicherung ist unverzichtbar
Die private Haftpflichtversicherung ist ein Muss für jeden, der ins Berufsleben startet. Sie schützt vor hohen finanziellen Forderungen, die entstehen können, wenn man im privaten Bereich unabsichtlich Personen-, Sach- oder Vermögensschäden verursacht.
Wichtig zu wissen: Auch kleine Missgeschicke können schnell teuer werden, und ohne Haftpflichtversicherung haftet man im schlimmsten Fall mit seinem gesamten Vermögen. Während der Ausbildung oder des Studiums sind junge Erwachsene häufig noch über die Eltern mitversichert, aber spätestens mit dem ersten Job braucht es eine eigene Police.
Braucht es eine Haftpflichtversicherung für Tiere?
Dem Radfahrer in die Speichen gesprungen, ein Auto zerkratzt, jemanden gebissen – auch für Schäden, die durch Haustiere entstehen, lohnt sich eine Versicherung. Seit dem 1. Juli 2011 ist es für Hundebesitzer in Niedersachsen außerdem verpflichtend, eine Tierhalter-Haftpflichtversicherung für den eigenen Vierbeiner abzuschließen. Auch für Pferde empfiehlt die Verbraucherzentrale Niedersachsen eine solche Versicherung.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Unterschätzt, aber wichtig
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist für junge Berufseinsteiger besonders wichtig, denn was viele nicht wissen: In den ersten fünf Jahren nach Beginn der beruflichen Laufbahn gibt es keine Absicherung durch die gesetzliche Rentenversicherung im Falle einer krankheits- oder unfallbedingten Erwerbsunfähigkeit.
Nur Arbeitsunfälle sind abgedeckt. Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung schließt diese mögliche Versorgungslücke und schützt vor unerwarteten Kosten. Alternativen wie die Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder Grundfähigkeitsversicherung bieten oft nicht den gleichen Schutz, sind jedoch eine Option, wenn eine Berufsunfähigkeitsversicherung aufgrund von Gesundheitsproblemen nicht möglich ist.
Nicht zwingend nötig, aber möglich
Überflüssige Versicherungen für Berufseinsteiger
Kapital-Lebensversicherungen und private Rentenversicherungen sind für Berufseinsteiger laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen nicht notwendig. Sie versprechen langfristige Altersvorsorge, sind aber oft teuer und unflexibel.
Bevor an solche Produkte gedacht wird, sollten existenzielle Risiken wie die Berufsunfähigkeit oder die Haftpflicht abgedeckt sein. Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Altersvorsorge ist erst dann sinnvoll, wenn ein stabiles Einkommen und eine finanzielle Sicherheit gegeben sind, rät die Verbraucherzentrale Niedersachsen.
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Symbolfoto: IMAGO/Panthermedia